Wie kommt ein gestandener Koch dazu, auf einer Streaming Plattform für Gamer zu kochen? Serkan Dalgiç erzählt es uns im Interview!

Der Weg in die Freestylekitchen

Serkan Dalgiç ist Koch. Eigentlich war er das schon immer. Schon als kleiner Junge war er von den Kochkünsten seiner Mutter begeistert. Zu Hause wurde gemeinsam türkisch gekocht und gegessen. Bereits mit 8 Jahren übernahm er zeitweise die Küche und kochte die Rezepte seiner Mutter für seine jüngeren Geschwister. TV-Köche trugen weiter zu seiner eigenen Begeisterung bei. In den Folgejahren avancierte er in seinem Freundeskreis zum begehrten Party-Koch.

Abwerbung während der Lehre

Daher war es nur logisch, dass Serkan sich nach der Schule für eine Ausbildung zum Koch entschied. Er begann seine Lehre in einem italienischen Restaurant in Ahrensburg. Schon nach dem ersten Lehrjahr war allerdings klar, dass Serkan an diesem Ort ausgelernt hatte. Er wurde aufgrund seiner Leistung vom seinerzeit allseits bekannten Hotel im Hamburger Süden abgeworben und beendete dort seine Lehre.

Kochen bringt alles zusammen: Natur, Kultur, Reisen & Genuss

Dann zog es Serkan in die Welt. Zunächst nach Südtirol. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Reinheit der zu verarbeitenden Produkte. Danach nach Australien. Dort kochte er in Sydney und in Melbourne. Nachdem ihn ein Beinbruch zur Rückkehr nach Deutschland zwang, stillte sein anschließender halbjähriger Aufenthalt als Gourmet-Koch auf einem Kreuzfahrtschiff seinen Abenteuerdurst. Nach seinen Reisen kam er für ein paar Jahre zum Arbeiten nach Ahrensburg zurück und gründete eine Familie.

Respekt vor Natur, Mensch und Tier

Im April 2020 passierte dann etwas Überraschendes. Hamburgs führender Demeter Fleischer – Andreas Dreymann – rief Serkan an. Dreymann machte ihm das Angebot an der Entwicklung der „Löwenstraße 1“ in Eppendorf mitzuarbeiten. Dort wird ab ca. Oktober dieses Jahres ein neues, nachhaltiges Ladenkonzept mit der Möglichkeit zur Verkostung eröffnen. Der Verkauf der Produkte wird im Vordergrund stehen, leckere Tapas und Wein wird es vor Ort geben. Serkan hat ja gesagt. Für ihn hätte es nicht besser laufen können: zur Natur, der Kultur, dem Reisen und dem Genuss ist nun die Nachhaltigkeit hinzugekommen.

Serkan im Greenschnack

Was gefällt Dir am meisten an Deinem Beruf, Serkan?

Was mir am meisten an meinem Beruf gefällt, ist, dass du eine unendliche Kreativität hast. Du lernst nie aus. Du lernst immer wieder etwas Neues dazu. Das ist aufregend. Es ist nicht wie bei anderen Berufen, wo man nach drei Jahren ausgelernt hat. Als Koch hast Du die Möglichkeit unendlich viel Neues zu schaffen und eigene Kreationen zu machen. Dazu kommt das Kennenlernen der verschiedensten Menschen, die Zusammenarbeit, das Reisen, die Arbeit mit den geilsten Produkten…

Diese Produkte auf einem Teller zu vereinen und damit Menschen glücklich zu machen: das ist Leidenschaft pur. Entweder man wird mit dieser Leidenschaft geboren oder nicht. Dann lässt man sich am besten von den Menschen bekochen, die diese Leidenschaft haben.

Als Nachhaltigkeitsblog drängt sich als Frage auf: Was bedeutet für Dich Nachhaltigkeit und nachhaltiges Kochen? Welchen Stellenwert hat es bzw. welchen Stellenwert sollte es haben?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich als Koch mit reinen Produkten arbeiten zu dürfen, die nicht durch Zusatzstoffe – Antibiotika oder andere Zusätze – verunreinigt wurde. Es ist für mich dabei ganz wichtig nachhaltigen Produkten den höchsten Stellenwert einzuräumen, da sich viele Menschen ihrer Wichtigkeit nicht bewusst sind. Dieser Ansatz beinhaltet auch, dass wir unsere Nachfahren, die Kinder und Kindeskinder, mitnehmen und ihnen klarmachen, dass Nachhaltigkeit in jeder Form sehr wichtig ist. Sie ist nicht nur wichtig für die Erde, auf der wir leben, sondern auch für unser Miteinander, den Umgang mit Mensch und Tier und nicht zuletzt den Umgang mit den Lebensmitteln. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss der grenzenlosen Industrialisierung entgegengesetzt werden.

Was steckt hinter der Idee Deine überwiegend sehr junge Anhängerschaft über den Social-Media-Kanal Twitch anzusprechen? Wie bist Du darauf gekommen?

Was ich gerade zur Nachhaltigkeit gesagt habe, begründet auch in gewisser Weise die Wahl meiner Social-Media-Kanäle. Twitch, aber auch Instagram und TikTok. Wir haben die Aufgabe ein Stück Gutes für unseren Planeten zu tun, in welcher Form auch immer. Es geht darum, dass viele Leute etwas Gutes tun. Das muss nicht perfekt sein, ist aber besser, als wenn nur ein paar wenige etwas Perfektes tun. Ich versuche diesen Gedanken durch mein Kochen an Familie, Freunde und die Gäste weiterzugeben.

Respekt für unseren Planeten mit auf den Weg geben

Ich bin selbst Vater und wünsche mit, dass mein Sohn vielen Menschen begegnet, die ihm den Respekt für unseren Planeten und Nachhaltigkeitsdenken mit auf den Weg geben. Genau so ein Mensch möchte ich sein, der das nicht nur für seine Familie oder sich selbst, sondern auch für andere tut. In dem Zusammenhang habe ich die Plattform Twitch entdeckt, wo viele junge Menschen Ihre Zeit mit Videospielen verschwenden. Da ich gemerkt habe, dass ich selbst eine junge Art habe, die dort ankommt, kam es zu Freestylekitchen auf Twitch. So kann ich dort junge Menschen ansprechen und meine Idee von Nachhaltigkeit verbreiten und weitergeben. Es kann nämliche auch sehr cool sein nachhaltig zu sein und Gutes zu bewirken.

Wie läuft das ab?

Freunde haben bereits auf Twitch gestreamt. Es ist eine Live Stream Plattform mit Chatfunktion. Ursprünglich für Gamer, denen man tatsächlich beim Spielen zusieht und mit ihnen dabei chatten kann.

Kochen statt Gaming

Die Plattform wollte ich sinnvoll nutzen und für mich war klar, dass dort mit und für junge Leute Kochen das sinnvollste ist. Die Zuschauer sehen mich kochen und können im Chat direkten Kontakt aufnehmen. In der Zwischenzeit bekomme ich dort Zuspruch für meine Videos von jung&alt. Das kann zu einem bestimmten Rezept sein oder einfach nur Ausdruck der Freude über die Message der Wichtigkeit nachhaltigen Kochens.

Was oder wer inspiriert Dich zu Deinen Rezepten?

Frische Zutaten inspirieren mich zu meinen Rezepten. Genauso inspirieren mich Erzeuger und Bauern, die mit großer Leidenschaft dabei sind und ihre Produkte entsprechend präsentieren. Das Motto Freestylekitchen bedeutet dabei mit dem zu kochen, was da ist. Das heißt, ich brauche nicht immer ein Rezept und ein leckeres Gericht zu zaubern.

Das Beste geht einfach, wenn Du die besten Zutaten hast

Gib mir einfach ein paar Zutaten, und ich mache das Beste daraus. Das Beste geht einfach, wenn Du die besten Zutaten hast. Das kann manchmal auch einfach ein Stück Brot, Salz und Olivenöl sein. Ansonsten hole ich mir überall dort Inspiration, wo ich Positives sehe: bei Kollegen, im Fernsehen, überall.

Was möchtest Du damit erreichen?

Ich möchte gerne einen Ort schaffen, wo Leute sich treffen, genießen und wo ich erzählen kann, wo alles herkommt, wer dahintersteht und was das alles bedeutet. All diese Menschen, die hinter dem stehen, was am Ende auf den Tellern landet, die ich anrichte, sollen einen Platz bekommen. Daher bin ich auch Slow Food Anhänger: dort kommen Menschen zusammen und schaffen gemeinsam etwas Schönes mit viel Respekt und Achtsamkeit.

Warum erachtest Du das als wichtig?

Es ist ganz einfach sehr wichtig. Wir Menschen machen derzeit unseren Planeten kaputt. Die Ozeane, die Felder, die Wälder, die Lebewesen: alles wird verschmutzt, alles ist verschmutzt und es wird trotzdem weiterkonsumiert.

Was heute Biolandwirtschaft heißt, war früher Standard und brauchte kein Siegel

Durch die uferlose Industrialisierung wurde in kürzester Zeit so viel zerstört. Was heute Biolandwirtschaft heißt, war früher Standard und brauchte kein Siegel. Es ist höchste Zeit die Notbremse zu ziehen und allen Menschen klarzumachen, dass sich etwas ändern muss, und zwar zum Guten.

Zum Abschluss: Was ist Dein Lieblingsessen?

Deutsche Küche: Bratkartoffeln mit Spiegelei. Mamas Küche: Köfte-Spieße mit Joghurt Sauce und Bulgur Reis. Sushi mag ich aber auch. Überhaupt alles, was gut schmeckt und meiner Idee von gutem Essen entspricht.

Vielen lieben Dank für dieses Interview

Tipps:

Guckt Euch hier an, wie Serkan die tasty Greenschnack-Quiche kocht! Yum!

Wenn Ihr Serkan live sehen wollt: er wird am 02. Oktober auf dem Pop Up Container Market vor den Rindermarkthallen St. Pauli im Slow Food Container zwischen 12 und 20 Uhr kochen!

Kontakt:

twitch-tv/freestylekitchen

freestylekitchen@web.de

Instagram.com/freestylek1tchen