Ein Komposthaufen in der eigenen Wohnung? Hört sich seltsam an, ist aber möglich mit einer Wurmkiste. Wir haben es für euch getestet.

Die Idee

In einem Haushalt fällt jede Menge Müll an. Tatsächlich sind die meisten Dinge, die weggeworfen werden, aber Wert- oder Nährstoffe. Deswegen ist in Hamburg auch die Aufstellung einer Biotonne auf jedem Grundstück verpflichtend. Wenn man allerdings seinen Biomüll der Stadt gibt, entgeht einem die kostbare Komposterde, die daraus entstehen kann. Noch ärgerlicher ist es natürlich, wenn die Bioabfälle im Restmüll landen und dann verbrannt werden.

Bevor man also seinen Biomüll wegwirft und dann wieder losrennt, um Düngemittel für die Zimmer- und Balkonpflanzen zu kaufen, kann man stattdessen besser in der eigenen Wurmkiste kompostieren.

Woher bekomme ich eine Wurmkiste?

Grundsätzlich kann man eine Wurmkiste mit etwas handwerklicher Erfahrung und den entsprechenden Werkzeugen gut selber bauen. Eine gut bebilderte Anleitung findet ihr bei Smarticular. Auch bei Youtube findet ihr zahlreiche Videoanleitungen. Allerdings kann ich da empfehlen, erst die Kommentare zu lesen, weil man dort immer noch neue Learnings findet und so Fehler vermeidet.

Es gibt Wurmkisten aber auch fertig zu kaufen. So gibt es sie komplett zu bestellen bei Wurmkiste.at oder Wurmwelten.de. Wer einen lokalen Anbieter aus Hamburg vorzieht, kann seine Wurmkiste im Raum für Stadtnatur in Altona oder beim Nutzmüll e.V. kaufen.

Ich habe mit dem Bausatz für einen Rollhocker von Wurmkiste.at die Hybridversion zu Weihnachten geschenkt bekommen.

Wer sich den Aufbau alleine nicht zutraut, kann seine eigene Wurmkiste auch in einem Workshop im Raum für Stadtnatur bauen.

Der Aufbau

Die Wurmkiste hat gar nicht so viele Geheimnisse. Es ist eine einfache Holzkiste, mit Luftlöchern an der Seite. Damit die Würmer durch die Löcher nicht abhauen, ist dort ein feines Netz vorgespannt. Im Boden befindet sich auch eine Membran, durch die überflüssiges Wasser in eine darunterliegende Schublade ablaufen kann, die sogenannte Wurmteetasse. Damit man die gute Komposterde von den frischen Abfällen trennen kann, stellt man nach einiger Zeit eine Plastikkiste in die Holzkiste, die man herausheben kann. Oben auf den frischen Biomüll kommt eine Hanfmatte oder Zeitungspapier, damit der Kompost feucht bleibt und sich keine Fliegen ansiedeln.

Wurmkiste in the making

Das Selbstbau-Set war genau das Richtige für uns. Die Holzteile waren zurechtgesägt und alle Verbrauchsteile, wie Schrauben, Scharniere, Leim etc. waren in sehr ausreichender Menge im Set enthalten. Nur Leinöl für die Behandlung des Holzes brauchten wir noch. Eine schriftliche Anleitung lag natürlich bei, aber Wurmkiste.at hat auch ein sehr gut verständliches Video-Tutorial erstellt. Damit und mit einem Akkuschrauber war der Aufbau auch für Nichthandwerker kein Problem. Wollstoff für den Sitzbezug hatten wir noch, so dass wir den nur zuzuschneiden brauchten.

Das Einzige, was wir uns noch bei Nachbarn leihen mussten, weil unser Büroequipment an dieser Stelle versagt hat, war ein Hochleistungstacker, um den Stoff am Holz zu befestigen. Aber für solche DIY-Notfälle hat man die Haus-Chatgruppe.

Wurmkiste

Nachdem die Kiste gut durchgetrocknet war, konnten die Würmer ihr neues Zuhause beziehen. Die Kompost-Würmer haben wir ebenfalls bei Wurmkiste.at bestellt. Auch mitten im Januar haben sie den Transport unbeschadet überstanden.

Wurmlieferung

Der Selbstbausatz ist eine klare Empfehlung von uns, wenn man nicht komplett selber bauen möchte. Der Aufbau der Kiste macht Spaß, ist nicht übermäßig viel Arbeit und bei unserem Anbieter haben wir 70 Euro gespart im Vergleich zur Bestellung der fertigen Kiste.

Die Nutzung

In die Wurmkiste kann man alles an Obst- und Gemüseresten geben, was in der Küche so anfällt. Dazu fressen die Würmer gerne ein bisschen Pappe, Tee- und Kaffeesatz und Eierschalen. Man schneidet die Reste kurz klein und wirft sie dann direkt in die Kiste.

Wurmfutter

Zu Beginn fressen die Würmer nur eine kleine Menge, aber mit der Zeit vergrößert sich die Wurmpopulation. Ungefähr alle drei Monate verdoppelt sich die Anzahl der Würmer in der Kiste. Wir haben unsere Kiste jetzt ein halbes Jahr und unsere Würmer kommen gut gegen den Biomüll einer vierköpfigen Familie an.

Haben wir uns schon getroffen?

Was sich die meisten nicht vorstellen können ist, dass der Wurmkomposter nicht stinkt. Tatsächlich musste ich das auch erst bei Nachbarn überprüfen, damit ich überzeugt war, dass ich auch eine Wurmkiste haben möchte. Man riecht aber nichts. Wenn man die Kiste öffnet riecht es leicht erdig, aber nicht unangenehm.

Ein kleines Problem hatten wir in den Sommermonaten mit Fruchtfliegen. In den heißen Monaten, wenn sich auch im normalen Hausmüll ab und zu Fruchtfliegen entwickeln, geben wir jetzt keine Obstreste mehr in die Wurmkiste, seitdem haben wir da keine Probleme mehr mit.

Ansonsten sind die Würmer sehr pflegeleichte Haustiere. Neben der Fütterung bekommen sie ab und zu etwas Mineralmischung in die Kiste gestreut – aber das war’s auch. Bei uns ist auch noch nie ein Wurm aus der Kiste ausgebrochen.

In den Sommerferien mussten unsere Würmer vier Wochen allein zu Hause bleiben. Aber auch das hat gut geklappt. Bevor wir weggefahren sind, haben wir etwas mehr Futter in die Kiste gegeben und dann haben unsere Nachbarn, die auch die Blumen gegossen haben, den Würmern nach drei Wochen nochmal etwas zu fressen gegeben. Sie sahen etwas dünner aus, aber jetzt werden sie wieder hochgepäppelt.

Die Ernte

Wurmteeschublade

Die Wurmteeschublade unten in der Kiste muss bei uns alle paar Wochen geleert werden. Diesen Flüssigdünger bringe ich dann immer gleich auf dem Balkon aus. Gerade bei Kisten auf Rollen, darf das Wurmteefach auch nicht zu voll werden, weil es sonst überschwappt, wenn man die Kiste woanders hinschiebt. Es ist aber auch nicht so schlimm, wenn das mal passiert, weil auch der Wurmtee geruchslos ist.

Den Wurmhumus kann man zum ersten Mal nach einem halben Jahr ernten. Dann nimmt man die Kunststoffkiste mit dem frischen Biomüll heraus und kann darunter die fertige Komposterde ernten.

Schichten der Wurmkiste

Der Theorie nach sollten alle Würmer oben in der Kiste bei dem guten Futter sein. Als wir versucht haben, kurz nach dem Urlaub zu ernten, waren bei uns noch viele Würmer unten in der Kiste. Dann haben wir nochmal gut angefüttert und rohe Polenta mit oben in die Kiste gegeben. Das hat die Würmer dann nach oben gelockt und wir konnten den Wurmhumus ernten.

Komposterde

Fazit

Nach sechs Monaten sind wir sehr zufrieden mit unserer Wurmkiste. Sie macht wirklich überhaupt keine Umstände und ein Teil unseres Mülls muss nicht erst aufwändig abtransportiert und aufbereitet werden.
Die Kinder haben wieder was über natürliche Kreisläufe gelernt und füttern die Würmer auch gerne. Als Haustiere gehen die Würmer nicht wirklich durch, aber zumindest als Hocker ist die Wurmkiste sehr beliebt, weil der Sitz so bequem ist.

Außerdem sind wir natürlich gespannt, wie sich unsere selbst gezüchtete Komposterde auf die Balkonvegetation auswirkt. Unsere Nachbarin, die schon mit ihrem Wurmhumus düngt, erwartet dieses Jahr eine Rekordtomatenernte – wir sind gespannt!

Kommentiert hier gerne, falls ihr Fragen zu den Würmern und ihrer Kiste habt!