Der Mann und ich lieben Herausforderungen. Unsere größte in diesem Jahr: Nicht nur eine, sondern gleich zwei Hochzeiten planen. Einmal die standesamtliche Trauung und dann die eigentliche Hochzeit mit Trauzeremonie und Party. Und wenn das nicht schon anstrengend genug wäre, sollten beide Hochzeiten so nachhaltig wie möglich werden. Ist es uns gelungen?

Warum zwei Hochzeiten?

Das hat vor allem mit der Hamburger Bürokratie zu tun. Denn im Altonaer Rathaus werden die Trautermine erst ein halbes Jahr vorher vergeben. Wer findet denn dann bitte noch eine gescheite Location? Deswegen sind wir auf Nummer sicher gegangen und haben die große Party unabhängig vom Standesamt geplant.

Nachhaltige Momente vor der Hochzeit

… wie Ringkauf und Junggesellinnenabschied möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

Willst du meine Trauzeugin sein?

Ist wahrscheinlich nach „Willst du mich heiraten?“ die wichtigste aller Fragen. Und endlich bekommt Braut zu spüren, was Bräutigam vorher bereits durchmachen musste. Wie frage ich die Auserwählte? Und wie sorge ich dafür, dass sie bloß nichts mitbekommt? So ein Antrag will gut geplant sein.

Mein Plan sah wie folgt aus: Ich habe bei Herrn Max Plätzchen vorbestellt. 5 Stück um genau zu sein: Auf jedem ein Wort: Willst – du – meine -Trauzeugin – sein? Passend zu unserem Farbkonzept in grün und gold.

Dann habe ich Lenis Mann zum Komplizen gemacht. Er sollte dafür sorgen, dass auch wirklich nichts dazwischen kommt, wenn wir uns zum fika treffen. Bei Herrn Max waren natürlich alle eingeweiht. Zu unserer Bestellung bekam Lena die Frage auf dem Silbertablett serviert. Überraschung gelungen.

Überraschungskekse für die Trauzeugin von Hernn Max
Die Antwort war JA!

Selbst gestaltete Einladungen & Danksagungen

Weil ich ganz gut mit Canva umgehen kann (und ich genau im Kopf hatte, wie die Einladungen aussehen sollten), habe ich unsere Papeterie kurzerhand selbst gestaltet. Das hatte den Vorteil, dass wir selbst aussuchen konnten, bei welcher Druckerei wir die Karten drucken lassen.

DieUmweltDruckerei druckt auf Recyclingpapier mit veganen Biofarben – und das klimaneutral mit Ökostrom. Die Umschläge, auch aus Recyclingpapier, haben wir separat bestellt. Wenn ihr bei recyceltem Papier jetzt an aschgraue Schulhefte oder Behördenbriefe denkt, kann ich euch beruhigen. Die Verarbeitung ist mittlerweile so hochwertig, dass man keinen Unterschied mehr zwischen „frischem“ und recyceltem Papier sieht. Aber überzeugt euch selbst:

Nachhaltige Einladung & Danksagung für meine Hochzeit von der UmweltDruckerei gedruckt
Einladung & Danksagung – gedruckt auf Recyclingpapier mit Biofarben

Nachhaltige Ringe aussuchen

Auf der Liste der schönsten Momente in der Hochzeitplanung steht unser Termin bei Jan Spille ganz weit oben. Dort haben wir nämlich unsere Ringe ausgesucht. Weil die Ringe für jedes Brautpaar angefertigt werden, muss man vorher einen Termin buchen. Das Beratungsgespräch dauert zwei Stunden und die Zeit haben wir auch gebraucht.

Beraterin Sina hat uns durch den Gestaltungsprozess geführt: Zuerst haben wir die Farbe ausgesucht. Denn Gold ist nicht gleich Gold. Weißgold, Roségold, Grüngold, Gelbgold oder doch Orangegold? Dann werden Form und Polierung des Ringes ausgesucht und die Größe gemessen. Sollen Steinchen mit eingearbeitet werden und soll eine Gravur in den Ring?

Puhh, ganz schön viele Entscheidungen. Doch Sina hat uns gut beraten und am Ende waren wir mit unserem Design zufrieden. Jetzt stellte sich nur noch eine Frage: Wollt ihr neu geschürftes Gold, das fair und ökologisch produziert wurde? Oder recyceltes Gold, das das Team von Jan Spille selbst aus Altschmuck herstellt? Weil ich Mitglied bei der Cradle2Cradle NGO bin und mir die Kreislaufwirtschaft am Herzen liegt, haben wir uns für die Recyclingvariante entschieden.

Sechs Wochen später durften wir dann zur ersten Anprobe unserer Ringe kommen. Das war echt spannend, schließlich hatten wir sie ja bis jetzt nur auf dem Papier designt. Wir hatten schon ein bisschen Sorge, dass unsere Ringe nicht so aussehen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Unsere Sorge war natürlich völlig unbegründet:

Nachhaltige Eheringe aus Altgold von Jan Spille - Greenschnack
Unsere Eheringe aus Altgold von Jan Spille. Foto: Ali Arslan

JGA mit der Balkonfreundin

Ich hatte ja kurz die Befürchtung, dass ich im Tütü und Schleier in einer Stripbar auf der Reeperbahn lande. Zum Glück wussten meine Brautjungfern genau, dass das so gar nix für mich ist. Stattdessen haben sie meinen Geschmack genau getroffen.

Entführt wurde ich trotzdem. Allerdings nicht nach St. Pauli, sondern in die Speicherstadt. Und zwar zum Blumenkranz Binden mit der Balkonfreundin. Sandra verschönert Hamburgs Balkone und inspiriert uns mit ihren blumigen Workshops. Bei Sekt und Limo haben wir uns in die Trockenblumen gestürzt und hatten dabei jede Menge Spaß. Ich mag so kreativen Kram 😊

Junggesellinnenabschied: Blumenkränze binden mit der Balkonfreundin

Klein, aber fein: die Standesamtliche

Als wir dann endlich einen Termin beim Standesamt ergattert haben (nach nur 5 Anläufen), war schnell klar: Für mehr als 20 Personen ist im Trausaal kein Platz. Das kam uns ganz gelegen, denn wir wollten das eh im kleinem Rahmen zelebrieren. Wir mussten also kein schlechtes Gewissen haben, jemanden nicht einzuladen.

Mein Outfit

Mein Kleid des Tages habe ich auf Ebay Kleinanzeigen gefunden. Eigentlich wollte ich eine Kombi aus Top und Tüllrock. Den Rock hatte ich sogar schon gekauft, aber ich konnte kein passendes Top dazu finden. Also habe ich mich doch nochmal umorientiert. Den Rest des Outfits hatte ich schon: meine Sandalen mit Wechselabsatz, meine heißgeliebte Lederjacke (auch ein Kleinanzeigen-Schatz) und meine schwarze Clutch. Das Make-up ist von meiner Freundin Corinna Puttlitz, von Beruf Visagistin und Meisterin am Pinsel.

Mein Blumenstrauß war eine Auswahl feinster Hamburger Wildblumen. Frisch am Vortrag in der Nachbarschaft gepflückt: weiße Schafgarbe, rosa Distel und lila Allium. Vor unserm Haus blühen im Juli riesige Stockrosen, aber leider blieben die nicht so frisch. Deswegen ist es dann doch der Allium geworden. Der sieht wunderschön aus, verbreitet aber einen Hauch von Knoblauch. Die beiden Hummeln hat es nicht gestört (und unsere Gäst:innen zum Glück auch nicht).

Fotos vom Fotoshooting mit Ali nach der standesamtlichen Trauung

Das Outfit des Bräutigams

… hat er teilweise bei Shaping New Tomorrow am Neuen Wall gekauft. Das Label aus Dänemark designt zeitlose Herrenklamotten. Produziert wird in Portugal aus nachhaltigeren Materialien wie Tencel. Es gibt bewusst keine Kollektionen, sondern feste Modelle. Damit Mann* die Hose zum Anzug nachkaufen kann, wenn die alte nicht mehr passt.

Sektempfang mit Eis von Eisliebe

Um ehrlich zu sein, kann ich mich an die Trauung gar nicht richtig erinnern. Ich war viel zu aufgeregt und das Ganze hat keine zwanzig Minuten gedauert. Umso schönere Erinnerungen habe ich dann aber vom Sektempfang am Altonaer Balkon danach.

Wir haben einfach zwei Stehtische und ein paar Klappstühle aufgestellt. Der Mittlerweile-Mann hatte von der Arbeit Sektgläser ausgeliehen und wir haben kalte Getränke, wahlweise Sekt oder Fritz, ausgeschenkt. Das Highlight und unsere Überraschung für unsere kleine Hochzeitsgesellschaft waren jedoch die zwei großen Kühlboxen, die Julia und Jan vorbeigebracht haben: Darin leckerstes Eisliebe-Eis (zu den goldrändigen Suppentassen später mehr).

Sektempfang am Altonaer Balkon mit Eis von Eisliebe. Fotos: Ali Arslan

Unsere große, grüne, nachhaltige Hochzeit

Die große Feier mit der ganzen Familie und allen Freunden fand dann sechs Wochen später statt. Gefeiert haben wir in einer alten Scheune eines Biobauernhofs in meiner Heimat am Niederrhein.

Unsere Outfits

Mein Kleid habe ich bei Madeleine in ihrem kleinen Second Hand Brautladen gekauft. Wie ich bei Wandelgewand mein Brautkleid fand, darüber habe ich euch ja schon berichtet. Den Rest meines Outfits waren meine Somethings Old (wie der Ring meiner Oma) und meine Somethings Borrowed (wie die Kette meiner Schwägerin to be).

Der Bräutigam hat sich seinen Anzug maßschneidern lassen und dabei besonders darauf geachtet, dass er ihn auch danach noch tragen kann. Die Fliege hat er bei der Hamburger Manufaktur Adam Bows gekauft. Die Fliegen, Einstecktücher, Hosenträger und Manschettenknöpfe werden von Hand gefertigt, aus Leinen, Baumwolle und Bio-Leder. Eigentlich gibt’s die Adam Bows (fast) nur online zu kaufen, aber wer unsicher ist, kann einen Termin ausmachen und sich im Lager in der Altstadt beraten lassen. So hat es zumindest der Bräutigam gemacht.

Hochzeitsoutfits aus Hamburg: Adam Bows & Wandelgewand. Fotos: Yalou van der Heijden

Das Hochzeitsgeschirr

Weil der Vermieter der Location nicht genug (hübsches) Geschirr hatte, haben wir ein Jahr lang Goldrandgeschirr auf Ebay Kleinanzeigen gejagt. Weil das nicht in die Spülmaschine soll, verschenken viele das geerbte Geschirr von Oma. Wir haben uns sehr darüber gefreut und nach der Hochzeit weiter verschenkt.

Besteck hat meine Tante für uns organisiert, die bei sich im Städtchen einen kostenlosen Verleihservice für Geschirr und Besteck hat. Die DüNaMi ist eine Inititaive für mehr Nachhaltigkeit in Dülmen. Um etwas gegen Einwegplastikmüll zu unternehmen, hat die Initiative 2021 das Projekt Tischlein Deck Dich gestartet. So etwas würde ich mir für Hamburg wünschen!

Für unsere Sweet & Salty Bar habe ich bei meiner Kundin Priya Palmblattschalen bestellt. Seit gut einem Jahr unterstütze ich Naturblatt als Freelancerin im Marketing. Priya arbeitet mit Frauenkollektiven in ihrer Heimat Indien zusammen und lässt dort kompostierbares Einweggeschirr herstellen. Auch die Strohhalme unserer Limobar waren aus kompostierbaren Kokosnussblättern.

Die Deko

Auch hier war Ebay Kleinanzeigen unser Go To: Da haben wir die Schatullen für unsere Ringe und Karten, die Staffelei für das Willkommensschild, Vasen und meterweise alte Gardinen gefunden. Bei den Luftballons habe ich darauf geachtet, dass sie aus Naturlatex bestehen und somit biologisch abbaubar sind. Die Lichterketten konnte mein Papa auf der Arbeit ausleihen. Sie schmücken normalerweise den großen Weihnachtsbaum der Hochschule.

Ganz viel nachhaltige Deko. Fotos: Yalou van der Heijden

Meine Mama hatte das Upcycling-Fieber gepackt. Sie hat Marmeladengläser gesammelt. Aus den Deckeln hat sie eine Art Foto-Girlanden gebastelt. Ich habe aus alten Kokosmilchdosen Kerzenhalter für draußen gemacht.

Was an unserer Hochzeit nicht so nachhaltig war

Natürlich hat mich mein nachhaltiger Perfektionismus auch bei der Planung unserer Hochzeit wieder eingeholt. Ich habe Stunden im Internet und auf Ebay Kleinanzeigen verbracht – ohne wirklich eine Entscheidung zu treffen. Je länger ich suchte, desto weniger wusste ich, was ich wollte. Ich wollt ja unbedingt alles „richtig“ machen.

Zum Glück hat der Mann zwischendurch eingegriffen und Entscheidungen für mich getroffen. Zum Beispiel, einfach die Kerzen von Ikea zu kaufen. Die enthalten leider noch Paraffinwachs und sind damit nicht so gut für die Umwelt. Dafür habe ich meinen Verstand nicht verloren.

Viel zu viel Essen

Unser größter Fail war das Essen. Versteht mich nicht falsch. Das Essen war super. Es gab Fleisch und Gemüse vom Grill, unsere Schwägerin hat ein riesiges Salatbuffet vorbereitet und ein guter Freund hat einen super leckeren Nachtisch gezaubert. Fast alles war Bio, vieles regional.

Aber wir haben uns komplett verschätzt. Wir hatten einfach viel zu viel: Zu viel Salat, zu viel Brot, zu viele Snacks für Abends. Wir hätten die gesamte Hochzeitsgesellschaft eine ganze Woche verpflegen können. Weil nicht genug Platz im Kühlwagen war, mussten wir am nächsten Tag sehr viel wegschmeißen. Shame on us!

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Die Blumendeko

Eigentlich wollte ich Weide nehmen. Die prägen bei uns am Niederrhein nämlich das Landschaftsbild. Ich mag die silberfarbigen, länglichen Blätter sehr und wollte damit die Tische dekorieren. Ich hatte sie auch im Design der Papeterie genutzt.

Was ich nicht bedacht habe: Weide wird leider ziemlich schnell welk, wie wir im Testlauf feststellen mussten. Also musste eine Alternative her. Es ist letztendlich Olive geworden, die leider nicht regional war.

Fazit: So nachhaltig war unsere Hochzeit

Wir haben versucht, bei allen Entscheidungen die Nachhaltigkeit mit zu berücksichtigen. An vielen Stellen ist uns das, glaube ich, gelungen. Das waren unsere Strategien:

  • Wir haben viele Dingen von Anfang an ausgeschlossen und das gesparte Geld lieber in die Dinge investiert, die uns wichtig sind.
  • Wenn möglich, haben wir Sachen geliehen.
  • Falls das nicht ging, haben wir versucht, Second Hand zu kaufen.
  • Wenn wir für die Hochzeit doch etwas neues gekauft haben, haben wir sehr darauf geachtet, dass es möglichst nachhaltig ist.
  • Wir haben aktiv unsere Gäst:innen gebeten, einen Teil zur Hochzeit beizutragen.

Wie nachhaltig unsere Hochzeit wirklich war, ist wahrscheinlich Ansichtssache. Einige unserer Entscheidungen findet ihr vielleicht gar nicht so nachhaltig. Vielleicht habt ihr euch gedacht: „Naja, auf die Luftballons hätte ich jetzt aber verzichtet.“

Mit der Nachhaltigkeit ist es wahrscheinlich so wie mit der Ehe: Wir versuchen, so viel wie möglich richtig zu machen – perfekt wird es trotzdem nicht. Und das ist vielleicht auch gut so.

PS: Die Fotos der standesamtlichen Trauung sind vom wunderbaren Ali Arslan, Hochzeitsfotograf based in HH. Die Fotos der Hochzeit sind von meiner talentierten Freundin Yalou van der Heijden. Und ein paar Fotos sind von mir.