Corona hält die Welt jetzt schon ein Jahr in Atem mit viel Leid und krassen Einschnitten. Aber nicht alles ist schlecht. Viele Angewohnheiten, die wir uns pandemiebedingt erarbeitet haben, lohnt es auch in Zukunft beizubehalten. Diese Gewohnheiten wirken sich positiv auf dich und deine Mitmenschen, aber auch nachhaltig auf deine Umwelt aus.

Sich eine neue Gewohnheit zu eigen zu machen, braucht normalerweise einiges an Enthusiasmus und Durchhaltevermögen. Man muss mit Rückschlägen umgehen können und den inneren Schweinehund immer wieder überwinden, bis die neue Routine Teil des Alltags geworden ist.

Doch durch die Corona-Krise mussten wir viele Verhaltensweisen zwangsläufig ändern. Andere Sachen schienen uns aus Infektionsschutzgründen und zum Selbstschutz empfehlenswert. Wieder andere Dinge haben wir uns gesucht, um mit dem veränderten Tagesablauf und der Isolation besser klar zu kommen oder wir konnten einfach ganz bequem auf sie verzichten.

Unter diesen neuen Angewohnheiten sind viele Dinge, die einen positiven Effekt auf dich und deine Umwelt haben. Jetzt gilt es, dieses Verhalten beizubehalten auch wenn sich mit der Verminderung der Infektionsgefahr, dem Ende des Lockdowns, der Kontaktbeschränkungen oder des permanenten Homeoffices der Kontext wieder ändert.

Zehn dieser Gewohnheiten möchte ich dir gerne besonders ans Herz legen!

1. Weniger Kleidung shoppen

Normalerweise kaufen Konsument:innen in Deutschland rund 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Im Lockdownwinter sind nach Schätzungen des Handelsverbands Textil etwa eine halbe Milliarde(!) Kleidungsstücke nicht verkauft worden. Irrsinnigerweise ist es billiger diese Kleidung zu vernichten, als sie zu spenden. Eine Lagerung bis zum nächsten Winter wird gar nicht erst in Erwägung gezogen, weil dadurch weitere Kosten entstehen und die nächsten Kollektionen nachdrängen.

Wenn du im Lockdown Sachen lange getragen hast, weil sie bequem und gut verarbeitet waren, dann bleib dabei! Kauf dir lieber seltener qualitativ hochwertige und ökologisch produzierte Lieblingsstücke, statt vieler billiger Teile, die schnell die Form verlieren und mit Chemikalien belastet sind. Die Pandemie könnte deine Chance für bewussteren Kleidungskonsum sein.

Handwerksfertigkeiten wie stopfen und flicken sind zurückgekommen, auch weil mehr Zeit dafür da ist. Das ist besonders schön, weil dadurch auch Liebe und Wertschätzung zur eigenen Kleidung ausgedrückt wird. Gerade „Visible mending“, bei dem man Löcher und Flecken sichtbar mit einer Stickerei verdeckt, verleiht der Kleidung gleichzeitig auch einen individuellen Charakter.

Du hast im Homeoffice deine Kleidung öfter mal länger angehabt als sonst, bevor du sie in die Waschmaschine gesteckt hast? Bleib dabei. Selbst wenn es nur einzelne Tage sind, sparst du damit jedes Mal Wasser, das sonst beim Waschen verbraucht würde.

Tatsächlich gibt es einige Modeexpert:innen, die darauf bestehen, dass richtige Jeans gar nicht gewaschen werden sollten. Wenn du dich – wie ich – mit dieser umweltfreundlichen Praxis (noch) nicht anfreunden kannst, reicht es aber auf jeden Fall aus, deine Jeans nur alle zwei Wochen zu waschen. Oft reicht auch ein Auslüften deiner Kleidung oder die Lagerung im Eisfach.

2. Homeoffice

In den Niederlanden ist bereits 2015 gegen den Protest der Arbeitgeber:innen ein „Recht auf Homeoffice“ durchgesetzt worden. Aus Gründen des Infektionsschutzes ist auch in Deutschland 2021 eine Verordnung erlassen worden, nach der Homeoffice gemacht werden soll, „wo es möglich ist“ und „sofern die Tätigkeiten es zulassen“.

Nach Berechnungen des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaften, die es in seinem „Gutachten zur mobilen Arbeit“ darlegt, könnten wir, wenn 10 % der Erwerbstätigen (3,03 Millionen) ein Tag in der Woche von zu Hause aus arbeiten würden, 4.532.880.000 Kilometer an Pendelstrecke zwischen Wohn- und Arbeitsort, 133.320.000 Stunden an Fahrzeit und 853.248.000 Kilogramm CO2 pro Jahr sparen. Das sind sehr imposante Zahlen und ein guter Grund auch nach dem Lockdown mit Arbeitgeber:innen zu verhandeln, ob Homeoffice-Tage weiterhin möglich sind.

3. Radfahren

Autofahren und Parkplatzsuche in der Stadt nerven und in öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen sich viele Menschen nicht sicher vor Ansteckung. In Hamburg hat sich deshalb im August und September 2020 im Vergleich zum Vorjahr der Anteil der Fahrradfahrer:innen um ein Drittel erhöht. Wenn du Fahrrad fährst, sparst du nicht nur Bezinkosten, schonst die Umwelt und bist gerade auf kurzen Strecken in der Stadt schneller am Ziel. Du verbrennst nebenbei auch Kalorien, baust Muskeln auf und trainierst gelenkschonend.

Überraschenderweise kommt eine Studie der Healthy Air Campaign, des King’s College London und des Camden Council in London zu dem Ergebnis, dass Fahrradfahrer:innen der Luftverschmutzung durch den Verkehr deutlich weniger stark ausgesetzt sind, als Fußgänger:innen, Autofahrer:innen oder Fahrgäste eines Busses.

4. Sport an der frischen Luft

Gerade letztens habe ich jemanden sagen hören, dass er nach der Pandemie nie wieder spazieren gehen möchte. Das kann ich sogar nachvollziehen. Wenn Spazierengehen das einzige ist, das man tut, um raus an die frische Luft zu kommen, kann das eintönig sein. Aber viele Menschen verabreden sich mit der einen Person, die man treffen darf, zum spazieren gehen. Logisch, denn der frischen Luft ist das Ansteckungsrisiko für Corona deutlich reduziert im Vergleich zu Innenräumen. Auch Walk & Talk-Telefonkonferenzen werden immer beliebter, um Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Seit dem ersten Lockdown sind aber auch die Tischtennisplatten in den Parks wieder bevölkert. Inline-Skates wurden entstaubt, überall sieht man Jogger:innen und auch die Outdoor-Fitness-Geräte der Stadt werden gut genutzt. Was bleibt einem auch übrig, wenn die Fitnessstudios zwangsweise geschlossen sind. Statt bei Wiedereröffnung aber wieder einfach in sein Studio zurückzukehren, sollte man überdenken auch weiterhin draußen Sport zu treiben.

Die Vorteile für die Umwelt liegen auf der Hand: Wird nicht in Räumen trainiert, kann auf Strom und Heizung verzichtet werden, meist entfallen auch Anfahrtswege.

Das Training an der frischen Luft hat aber auch persönliche Vorteile für dich. So stärkt die frische Luft dein Immunsystem. Kühle Luft befeuchtet die Schleimhäute deiner Atemwege und macht sie weniger anfällig für Erkältungsviren.

Dein Körper bildet Vitamin D, wenn du dich in der Sonne aufhältst. Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung deines Kalzium-Spiegels und beim Knochenaufbau. Die Bewegung in der Natur hebt dazu die Stimmung und hilft zusätzlich beim Stressabbau.

5. Weniger Make-Up

Homeoffice und Mundschutzpflicht haben der Make-Up-Industrie schwere Umsatzeinbrüche beschert. Obwohl viele Menschen den ganzen Tage in Zoom-Meetings verbringen und sich auch selber auf dem Monitor sehen, wird sich weniger geschminkt.

Tatsächlich scheint das auch eine Gewöhnungsfrage zu sein. Je öfter man sich selbst und auch Stars wie Alicia Keys ohne Make-Up sieht, desto normaler wird es. Dazu spart man Zeit, Geld und Ressourcen.

Wenn du die Gelegenheit genutzt hast und Make-Up schon eine Zeit lang weggelassen hast, hast du vielleicht bereits positive Effekte festgestellt. Ohne Make-Up hat die Haut Gelegenheit sich zu regenerieren und die Poren können sich verkleinern. Je weniger Make-Up du trägst, desto weniger Toxine, die deine Haut reizen, trägst du auf. Deshalb bleib dabei und nutze kein oder weniger Make-Up. Wenn du zukünftig nicht ganz auf Make-Up verzichten willst, dann wäge ab. Zu welchen Anlässen schminkst du dich und muss es wirklich eine tägliche Routine sein?
Deine Haut wird es dir danken, wenn du ihr mehr Luft zum Atmen lässt!

6. Puzzeln und Spielen statt Netflix

Das letzte Mal habe ich ernsthaft in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gepuzzelt. Mit meinem Opa. Auf einmal fangen im Lockdown nicht nur Kinder an zu puzzeln. Prompt ist „Puzzle 1000 Teile“ einer der Top-Suchbegriffe bei Online-Händlern. Das macht auch Sinn. Denn wenn man den ganzen Tag vor einer Video-Konferenz sitzt, will man abends nicht auch unbedingt noch auf die Glotze starren. Viele Menschen hatten ihren Streaming-Dienst auch einfach schnell leer geguckt.

Zuletzt waren gerade Streaming-Dienstleister wegen des hohen CO²-Outputs in der Kritik. Das Anschauen von Online-Videos hat 2018 weltweit mehr als 300 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen – so viel wie Spanien in einem Jahr. Von daher sollte man dabei bleiben, sich öfter wieder offline Hobbies zu widmen. Gerade Puzzles können unter Liebhabern und Nachbarn auch hervorragend getauscht werden, so dass nicht ständig neue gekauft werden brauchen.

Genauso boomen Gesellschaftsspiele während der Pandemie. Der Absatz von Gesellschaftsspielen steigerte sich 2020 um rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Natürlich sind Spiele in erster Linie ein Therapiemittel gegen Langeweile. Mittlerweile ist die Spielelandschaft aber so breit gefächert, dass es möglich sein sollte, ein Spiel zu finden, dass einem wirklich Spaß macht und nicht nur hilft, Zeit tot zu schlagen.
Spielen und puzzeln sind so schöne gesellige und entschleunigende Beschäftigungen, dass ihr auch post-pandemische Spieleabende planen solltet!

7. Mahlzeiten planen

Mahlzeiten im Voraus zu planen hört sich erstmal anstrengend und wenig freudvoll an. Viele Menschen haben damit aber wegen der Pandemie begonnen, um weniger oft einkaufen zu müssen und so das Infektionsrisiko zu minimieren. Für viele sind die Kantine und auch die Wege zur Arbeit weggefallen, so dass man nicht nochmal schnell in den Supermarkt springen konnte.
Wenn man sich diese gute Gewohnheit einmal zugelegt hat, sollte man sie nicht wieder loslassen.
Das Planen der Mahlzeiten hat viele Vorteile!

Wie aus dem BMEL-Ernährungsreport hervor geht werden pro Kopf in Deutschland jedes Jahr 55 kg Lebensmittel weggeworfen. Kaufe also nur das, was du wirklich für deine Mahlzeiten brauchst. Dann sollte es dir gelingen deutlich unter dieser immensen Menge zu bleiben. Mit einem Plan für deine Mahlzeiten verarbeitest du alles was du kaufst immer in naher Zukunft für die geplanten Gerichte.

Du sparst auch Zeit und reduzierst deinen Mental Load. Einmal vorgeplant, fängst du nicht jeden Tag wieder an zu überlegen, worauf du Lust hättest oder was noch gekauft werden muss. Gerade wenn eine Familie bekocht werden muss, spart man sich tägliche Diskussionen.

Günstig ist es auch vor der Erstellung des Wochenplans einmal in den Saisonkalender zu schauen, was gerade regional verfügbar ist und damit sein essen zu planen.

Falls dir noch eine schicke Vorlage fehlt, kannst du dir gleich unseren Mealplanner herunterladen und loslegen!

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8. Briefe schreiben

Auf den ersten Blick ist es nicht nachhaltiger einen Brief zu verschicken als eine Email. Der nachhaltige Warenkorb hat berechnet, dass der Versand eines Briefes im Schnitt ungefähr doppelt soviel CO² verursacht, wie der Versand einer Email. Papier, Tinte und Versand erzeugen rund 20 g CO², während die Email rund 10 g CO² erzeugt. Dabei kommt es bei einer Email übrigens sehr darauf an, welcher Strom im Rechenzentrum verwendet wird, ob du die Mail mobil abrufst, auf welchem Endgerät du sie abrufst und wie lange du sie speicherst.

Leider kommt auch noch ein sogenannter Rebound-Effekt dazu, der die Einsparungen, die zunächst durch die Email entstehen, teilweise wieder zu Nichte macht. In der Zeit, in der die Snail Mail transportiert wird, können zahlreiche Emails hin- und hergeschrieben werden. Allerdings hätte man auf eine Vielzahl dieser Emails wohl verzichtet, wenn dafür jedes Mal ein Brief verfasst werden müsste.

Der handschriftliche Brief hat aber weitere Vorteile. Zunächst ist er natürlich viel schöner als eine Email. Eine Studie der Norwegian University of Science and Technology (2020) belegt aber auch, dass das Schreiben mit der Hand mehr Aktivität in den sensomotorischen Bereichen des Gehirns hervorruft, als das Tippen auf der Tastatur. Das Gehirn braucht solche Herausforderungen, um sein volles Potential in allen Bereichen zu entwickeln.

Dazu kommt – und das ist eigentlich am wichtigsten – die simple Freude, die es macht, neben Rechnungen und Werbung auch mal wieder einen echten Brief zu bekommen. Gerade Kinder und ältere Leute haben auch die Zeit um zurückzuschreiben und freuen sich ganz besonders. Corona und die einhergehenden Kontaktbeschränkungen haben gerade viele alte Menschen sehr einsam gemacht.

Falls du gerne einen Brief schreiben würdest, aber niemanden hast, der sich über Post freuen würde, dann hilft dir Post mit Herz jemanden zu finden gegen dessen Einsamkeit dein Brief hilft.
Auch Pia von Pias Kids startet immer wieder Aktionen, mit denen sie Brieffreundschaften unter Kindern vermittelt.

9. Reisen in Deutschland

Wenn es ungewiss ist, ob man in andere Länder einreisen kann und in den Sternen steht, ob man nach der Rückkehr in Quarantäne muss, ist es klar, dass man seinen Urlaub lieber in Deutschland verbringt. Aber vielleicht sind ja auch in Zukunft Fehmarn, das Elbsandsteingebirge, der Bodensee oder der Harz eine lohnenswerte Alternative zu einer Flugreise.

Je weniger Strecke du beim Reisen zurücklegst, desto günstiger für die Umwelt ist es, sofern du nicht zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs bist. Wenn du den CO²-Ausstoß für deine Reise ermitteln möchtest, kannst du das bei Quarks oder Green Mobility vergleichen.

Falls dir Deutschland zu wenig reizvoll und altbacken für weitere Erkundungen erscheint, kannst du dir bei den German Roamers Inspirationen holen, die garantiert dein Nahreise-Fernweh wecken.

10. Händewaschen

Man sollte denken, dass etwas Banales wie Händewaschen auch vor Corona schon jeder als Gewohnheit gepflegt hätte. In einer Studie der SRH Hochschule Heidelberg von 2018 wurde jedoch festgestellt, dass dem Mitnichten so ist. Nur 8% der Toilettengänger wuschen ihre Hände gründlich mit Wasser und Seife. 11% der Männer verzichteten sogar ganz auf das Händewaschen. Dabei hilft korrekt ausgeführte Handhygiene nicht nur gegen Corona-Viren, sondern auch gegen die Ansteckung mit anderen Viren und Bakterien.

So vermeldete das Robert-Koch-Institut im Januar 2021 aber, dass die Fallzahlen von anderen meldepflichtigen Infektionskrankheiten zwischen März und Anfang August 2020 relevant zurückgegangen seien. Neben der Handhygiene sind natürlich auch andere Corona-Maßnahmen dafür verantwortlich, dass Krankheiten und Erreger wie die Grippe, Windpocken und Norovirus um bis zu 35 Prozent weniger Krankheitsfälle verursachten. Trotzdem ist das häufige und richtige Händewaschen eine Angewohnheit, die niemand wieder ablegen sollte.

Eine direkte Auswirkung auf die Umwelt hat das geringere Aufkommen von Infektionskrankheiten übrigens auch. Die Pharmaindustrie hat nach Angaben des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller im Jahr 2019 768 Millionen Euro allein mit Erkältungsmitteln umgesetzt. Dass da großes Einsparungspotential besteht lässt schon die alte Volksweisheit erahnen, die besagt, dass eine Erkältung ohne Medikamente eine Woche dauert und mit Medikamenten 7 Tage.

In diesem Sinne: Bleibt gesund!

Händewaschen Graphik
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