Und wie! Was als innovatives Designkonzept in den 80er Jahren in Lüneburg begann, hat mittlerweile auch in unserer Hansestadt Fuß gefasst und inspiriert zahlreiche Unternehmen dazu, gute Produkte zu designen. Gemeinsam mit Sarah von changemaking.now schaue ich mir die Grundidee von Cradle to Cradle (C2C) an und wir stellen euch spannende Unternehmen aus Hamburg vor, die sich dem Prinzip verschrieben haben.

Warum es Greenschnack ohne C2C vielleicht nie gegeben hätte

Wusstest ihr, dass die Idee für Greenschnack entstanden ist, nachdem Lena im Telegramm-Kanal der Hamburger Regionalgruppe der C2C NGO nach Mitstreiter*innen für einen Nachhaltigkeitsblog gesucht hat? Ich, Alea Sophie, habe mich auf diese Nachricht gemeldet. Der Rest ist Bloggeschichte.

Das Thema Kreislaufwirtschaft haben wir hier auf dem Blog ja schon das ein oder andere Mal gestreift. Aber mit Cradle to Cradle haben wir uns noch nicht explizit auseinandergesetzt. Weil es aber ohne die Hamburger Regionalgruppe diesen kleinen, aber feinen Blog nie gegeben hätte, wird es Zeit, das zu ändern.

Was ist Cradle to Cradle?

Cradle to Cradle oder Cradle 2 Cradle (C2C), zu Deutsch „Von der Wiege zur Wiege“, ist ein umfassendes Designkonzept, das von dem US-amerikanischen Architekten William McDonough und dem deutschen Chemiker Prof. Dr. Michael Braungart bereits in den 80er Jahren entwickelt wurde. Im Mittelpunkt steht die Idee, Produkte und Prozesse so zu gestalten, dass sie keinen Abfall erzeugen, sondern vollständig in biologischen oder technischen Kreisläufen zurückgeführt werden können.

In anderen Worten: Es ist ein Konzept mit positivem Menschenbild. Cradle to Cradle ebnet den Weg für eine regenerative Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. 

Für den Kreislauf designt

Wie sieht das Ganze in der Umsetzung aus? Stellen wir uns vor, alles, was wir entwerfen und gestalten, kann wiederverwendet werden. Eine Waschmaschine kann nach langer Benutzung vollständig zerlegt und die Materialien ohne Qualitätsverlust für ein neues technisches Produkt verwendet werden. Ein T-Shirt aus Biobaumwolle ist kompostierbar und dient am Ende seiner Lebenszeit als Nährstoff für Pflanzen.

Ein Kreislauf? Zwei Kreisläufe!

C2C ist jedoch mehr als bessere Recyclingfähigkeit. Am Beispiel von Waschmaschine und Baumwollshirt können wir ein wichtiges Prinzip von Cradle-to-Cradle erklären. Es gibt nämlich nicht nur einen, sondern zwei Kreisläufe:

Die Infografik erklärt, wie der technische und der biologische Kreislauf nach Cradle to Cradle funktionieren
So greifen der technische und der biologische Kreislauf im Cradle-to-Cradle-Designkonzept ineinander ©C2C NGO

Im biologischen Kreislauf zirkulieren Materialien, die wir “verbauchen”: Bei besagtem T-Shirt ist nicht nur der Stoff aus Baumwolle. Auch alle Nähte und Etiketten sind aus natürlichen Materialien. Heißt in der Praxis: Wenn wir es auf den Kompost werfen, zersetzt sich wirklich das komplette T-Shirt und hinterlässt keine Plastikfasern.

Der technische Kreislauf hingegen ist für Materialien, die wir “gebrauchen” und am Ende ihrer Nutzung recyceln können. Die Waschmaschine können wir auseinanderbauen und die einzelnen Teile wieder in eine neue Waschmaschine einbauen oder sie recyceln. Aus der Waschtrommel aus Edelstahl wird dann vielleicht ein Kochtopf. 

Zauberworte: Monomaterialien und Materialgesundheit

Es gibt zwei Stichwörter, die Cradle to Cradle im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft unterscheiden bzw. hervorheben. Eins ist die Materialgesundheit und das andere sind die Verwendung von Monomaterialien. 

Materialgesundheit im Sinne von Cradle to Cradle bedeutet, dass Produkte und Materialien sicher für Mensch und Umwelt sind. Es werden ausschließlich Materialien und Inhaltsstoffe verwendet, die schadstofffrei sind und nicht unter Verdacht stehen, krebserregend zu sein oder unsere Hormone zu beeinflussen.

Durch die Verwendung von Monomaterialien – also Materialien in ihrer Reinform – wird die Kreislauffähigkeit gewährleistet. Wenn Textilfasern beispielsweise nicht miteinander gemischt, sondern Stoffe aus einem einzigen Material gefertigt werden, können diese zu 100% recycelt werden. 

Ein Beispiel für ein Monomaterial im technischen Kreislauf ist das Funktionsshirt TheMaterialist von runamics: Das Funktionsshirt besteht ausschließlich aus dem biologisch abbaubaren Polyester vinatur®. Das Material ist 100% schadstofffrei und 100% recyclebar.

Changemaking.now – der Onlineshop für C2C-Produkte

Ich schreibe diesen Artikel zusammen mit Sarah von changemaking.now. Auch Sarah habe ich in unserer Regionalgruppe kennengelernt. Gemeinsam stehen wir mit unserem Infostand auf Veranstaltungen oder gehen zu Vernetzungstreffen mit anderen Playern aus Hamburg, um Wissen über Cradle to Cradle unter die Leute zu bringen.

Sarah widmet sich einer Frage, die uns so ziemlich alle stellen: Wo finde ich denn C2C-Produkte? Bis vor kurzem konnten wir die Frage gar nicht so einfach beantworten. Es gibt zwar eine Zertifizierung, Cradle to Cradle Certified®, doch häufig sind nicht die Produkte, sondern die eingesetzten Materialien zertifiziert.

Screenshot von der Webseite changemaking.now, auf der Du Cradle to Cradle zertifizierte Produkte finden kannst

Also hat Sarah es sich zur Aufgabe gemacht, ein Onlineverzeichnis für C2C-Konsumprodukte zu gestalten. Ihre Plattform changemakingnow.com sieht aus wie ein Onlineshop: Ihr könnt in verschiedenen Kategorien nach Produkten suchen und euch Produktinfos ansehen.

Wenn ihr ein Produkt kaufen wollt, werdet ihr auf den jeweiligen Onlineshop der Marke oder den Avocadostore weitergeleitet. Für jede Bestellung über changemaking.now bekommt Sarah eine kleine Kommission. 

So funktioniert das übrigens auch, wenn ihr mit dem Rabattcode eines Instagramkanals oder aus einem Podcast etwas online kauft. Das Ganze nennt man Affiliate Marketing. Hierdurch finanziert Sarah die laufenden Kosten für die Webseite, wie zum Beispiel die Hostingebühren.

Welche Hamburger Unternehmen folgen Cradle to Cradle?

Sarah sieht changemakingnow.com aber auch als Ort, an dem das Konzept einfach und niederschwellig erklärt wird. Außerdem schreibt sie zu den gelisteten Marken ausführliche Porträts, damit ihr die Unternehmen dahinter besser kennenlernen könnt.

Natürlich habe ich Sarah auch gefragt, ob es schon Hamburger Cradle2Cradle-Unternehmen gibt. Schließlich ist das hier ein regionaler Blog. Und ihre Antwort ist: Ja, die gibt’s! Sarah stellt uns hier zwei tolle Hamburger Unternehmen vor; eines ist Cradle to Cradle Certified®, das andere designt nach dem C2C-Designkonzept:

DETTO FATTO

Heißt „Gesagt. Getan.“  aus Norderstedt bei Hamburg ist ein Label, das sich ausschließlich auf Mode für Frauen, Männer & Unisex fokussiert, die mit dem unabhängigen Cradle to Cradle Certified® Zertifikat ausgezeichnet sind. Ein besonderer Hingucker ist die Yoga-Kollektion, die gemeinsam mit der Schauspielerin Caro Cult entwickelt wurde. Seit 2021 steht DETTO FATTO bereits für Kreislauffähigkeit und das ganz konsequent.

A propos Kreislauffähigkeit, was sind denn die Recycling-Optionen? DETTO FATTO hat diesbezüglich mit den ersten Pilotprojekten begonnen: QR-Codes, die von Kund:innen gescannt werden können und über Rückgabemöglichkeiten informieren, sowie die Einführung eines digitalen Produktpasses.

GOODEN

Ich habe eine Tragetasche, auf der steht: “Retten Frauen die Welt? Und was haben Männer damit zu tun?” Ich weiß nicht, ob Frauen die Welt wirklich retten können, aber ich kenne eine Frau aus Hamburg, die uns Frauen beim Sport vor Plastikklamotten rettet. GOODEN Gründerin Jasmin ist begeisterte Sportlerin und bietet mit ihrem Label plastikfreie Sportswear für Frauen an. 

Das Besondere an der Sportkleidung ist, dass es Schweißgerüche gar nicht erst aufnimmt. Das GOODEN Tanktop z.B. besteht aus Naturfasern, genauer gesagt 80% Tencel Lyocell und 20% SeaCell – einer Algenfaser reich an Mineralstoffen, Antioxidantien und Vitaminen. Der Anteil der Braunalge sorgt dafür, dass Feuchtigkeit effizient abtransportiert wird, was ein angenehmes Tragegefühl auch bei intensiven Trainingseinheiten gewährleistet.

Als innovatives Start-up mit “Cradle to Cradle Inspired” Produkten ist das Cradle to Cradle-Konzept ein integraler Bestandteil des Designs. Es bedeutet, dass die Produkte von Anfang an mit Blick auf ihre Wiederverwertbarkeit und Umweltfreundlichkeit entwickelt werden.

Wenn ihr mehr über die Mission von GOODEN, nämlich zirkuläre, hochwertige, haut- und umweltfreundliche Sportswear mit Mehrwert zu produzieren, erfahren möchtet, dann werft doch gerne einen Blick auf das Markenportrait von GOODEN

Fazit

Mit Pionier*innen wie Sarah, DETTO FATTO und GOODEN wird klar: Die Kreislaufwirtschaft kann cool, alltagstauglich und stylisch sein. Sie zeigen, dass Cradle to Cradle nicht nur ein Konzept auf dem Papier ist, sondern langsam aber sicher Einzug in unsere Schränke hält.

Wir hoffen, dass wir Euch den Grundgedanken von Cradle to Cradle näher bringen konnten: Wir können nicht nur weniger schlecht, sondern by design gut sein!

Wenn ihr mehr über Cradle to Cradle lernen wollt, schaut gerne auf Sarahs Blog auf changemakingnow.com vorbei oder kommt zu einem unserer Regionalgruppentreffen! Werbeblock Ende 😉